Am zweiten Freitagabend von lesen.hören heißt es buchstäblich „lesen“ und „hören“, wenn Klaus-Peter Wolf, der Erfinder der Ostfrieslandkrimis, und die Liedermacherin und Kinderbuchautorin Bettina Göschl unter den beiden Schriftzügen auf der Bühne sitzen und aus Wolfs neustem Ostfriesenkrimi vorlesen – mit musikalischer Untermalung. Der Saal in der Alten Feuerwache ist rappelvoll und alle lauschen gebannt, als Wolf auf sympathische Art von seinem Schreibprozess erzählt und die neue Geschichte um seine Protagonistin Ann Kathrin Klaasen zum Leben erweckt. Die Exemplare des Ende Januar erschienen „Ostfriesengier“ auf dem daneben errichteten Verkaufstisch durch Bücher Bender gehen weg wie heiße Semmeln – und werden in einer Signierrunde direkt mit einem frischen Autogramm des eigentlich aus dem Ruhrgebiet stammenden Autors versehen.
Doch es handelt sich um keine gewöhnliche Lesung: Der Abend wird begleitet durch den Gesang und die Gitarrenklänge von Bettina Göschl, auf der nicht nur ein relevanter Nebencharakter mit demselben Namen in den Ostfriesenkrimis basiert, sondern die außerdem und vor allem seine Lebensgefährtin ist und heute mit ihm auf der Bühne steht. Links Klaus-Peter Wolf unter dem knallgrünen „lesen“-Schriftzug mit roten Hosenträgern und roter Mütze, unter der sein typisches graues Haarzöpfchen herausschaut – rechts daneben Bettina Göschl unter einem strahlend pinken „hören“. Dabei ist „Strahlen“ ein gutes Stichwort: Denn das Autorenpaar sitzt mit ansteckend breitem Lächeln da und sorgt für eine rundum gute Stimmung an diesem Abend von lesen.hören.
Klaus-Peter Wolf liest aus „Ostfriesengier“, in dem sich die altbekannte Kommissarin Ann Kathrin Klaasen mit einer neuen Polizeidirektorin und einem Bombenattentat auf einen Kollegen auseinandersetzen muss. Abwechselnd trägt Bettina Göschl auf der Gitarre begleitend einige selbstgeschriebene Lieder für das Publikum vor – allen voran natürlich den „Ostfriesenblues“. Klaus-Peter Wolf erzählt außerdem von seinem Schreibprozess, davon, wie er seine Romane „zuerst mit einem Füller in dicke Kladden“ niederschreibt und dann seiner Lebensgefährtin oder Freunden vorliest. Dabei stellt er fest, welche Szenen er als langweilig empfindet und die folglich aus dem Entwurf gestrichen werden müssen, denn wie er selbst sagt: „In Spannungsliteratur sollte nichts langweilig sein“. „Kill your darlings“ nennt er diesen Prozess, bei dem er sich oft auch von in seinen Augen besonders gut gelungenen Sätzen trennen muss – manchmal landen diese allerdings auch vor der eigentlichen Geschichte auf den ersten Seiten des Buches. Hier sind schon die ein oder anderen legendären Zitate entstanden, berichtet er, die inzwischen auf T-Shirts, Tassen oder Autoaufkleber gedruckt werden. Wolf erzählt auch davon, wie er immer wieder reale Personen in seine Romane einbaut, wie etwa Peter Grendel, den Maurer und Nachbar Ann Kathrin Klaasens, und von den bizarren Situationen, wenn er diese Menschen unvermittelt fragt: „Darf ich Ihr Leben fiktionalisieren?“
Die Lesung schließt mit Göschls Lied „Wenn mein Mann einen neuen Krimi schreibt“, in dem sie von ihren Erfahrungen im Zusammenleben mit dem Bestsellerautor erzählt, der laut ihr gerne mal die Charakterzüge seiner Figuren annimmt, wenn er ins Schreiben vertieft ist. Klaus-Peter Wolf kündigt noch seinen nächsten Roman an, an dem er gerade arbeitet: Den ersten Teil seiner neuen Trilogie „Ein mörderisches Paar“, der am 24. Mai erscheinen soll. Der Abend schließt mit erneutem Strahlen des Autorenpaares, aber auch mit einer Warnung Wolfs: Das Publikum solle sich bei der Heimreise lieber in Acht nehmen – denn der Mörder seines neuen Romans laufe noch frei herum.
Elführtje um Acht. Ostfriesische Kriminologie mit Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl
03. März 2023